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Das wissenschaftliche Personal des Instituts für Europäische Ethnologie empfiehlt alte und neue Schätze für sonnige Stunden im Freibad oder an der Donau.
Klara Löffler
So richtig verwundert hat es mich nicht, wer von den Kolleg*innen in den Videokonferenzen der letzten Monate im Krisenmodus welche Einblicke in das eher private Umfeld des Wohnens gab – oder verwehrte. Das, was wir alle aus Experten-Interviews im TV-Format kennen, die Bücherwand als Hintergrund, war auch in Videokonferenzen ein wichtiges Versatzstück jenes Bildes, das Einzelne von sich – im genauen Wortsinn – einrichteten. Es soll niemand behaupten, nicht auch selbst in diesen Situationen darauf geachtet zu haben, was denn für die Gegenüber im Selbst-Bild zu sehen ist. Dass die Kamerafunktion oftmals ausgeschaltet blieb bzw. bleibt, hat nicht nur mit technologischen Problemen und wackligen Datenverbindungen zu tun.
Das Buch ist also auch in Zeiten forcierter Digitalisierung ein wichtiges Requisit des eigenen Bildes und der Selbstdarstellung. Noch näher am Alltag und am Leben als der Bildtypus der Bücherwand ist allerdings die Bildtradition des Fingers im Buch, deren Variationen der Philosoph und Buchwissenschaftler Ulrich Johannes Schneider in seiner feinen, ungemein anregenden Studie über die „Geste der unterbrochenen Lektüre“ auffächert und diskutiert. Die Präsenz des Buches und des Lesens im Alltag wird im Verlauf der Geschichte dieser Geste seit dem Mittelalter zu einem Element des Portraits; eine Person mit Geschmack und Bildung lässt sich da nur kurz in ihrer Aufmerksamkeit für das Buch unterbrechen. Gleichzeitig steht diese sinnliche Geste zunehmend für die „Verkopplung von Text und Individualität“, für die Potentialität, die im Vorgang des hingebungsvollen Lesens steckt, eine Potentialität, die wiederum auf den Alltag und die Lesenden einwirkt.
Mit den Geschichten rund um ausgewählte Beispiele dieses Bildtyps verweist Schneider also immer auch darauf, wie Lesen und Subjektivierung hier einen spezifischen bildlichen Ausdruck finden. Und er erinnert uns als Biographieforscher*innen daran, dass wir gut daran täten, intensiver die Verflechtungen zwischen den unterschiedlichsten Medienpraktiken und dem, wie sich die Einzelnen erzählen und welche Bilder sie von sich – der Begriff von Andreas Reckwitz scheint mir da sehr hilfreich und von der Biographieforschung noch zu wenig diskutiert – kuratieren, in unsere Forschung einzubeziehen. Ja, diese Studie von Schneider hat nur mittelbar mit Biographieforschung zu tun, aber auf genau diese Mittelbarkeit, sprich Medialität des Auto/Biographischen stoßen wir jedes Mal, ob wir Interviews führen oder Selfies einer Bildanalyse unterziehen.
Cornelia Dlabaja
Die richtige Lektüre bei brütender Stadthitze um Ideen für eine klimaresiliente Stadt zu entwickeln. Sehr anschaulich mit Projektbeispielen und einer ansprechenden Bilddokumentation. Inspirierend und entspannend, eine Empfehlung als Urlaubsliteratur in der Hängematte oder dem Freibad.
Işıl Karatas
Atwood, Margaret. 2019. The Blind Assassin: Margaret Atwood. 1st edition. London: Virago.
Chris Elster
Dieses Geschenk meiner Kollegin Anna Weichselbraun hat sich als perfekte Sommerlektüre erwiesen. Das Buch begleitet seit einigen Wochen meine Feldforschung am Neusiedler See und wer hätte gedacht, dass sich zahlreiche Parallelen zwischen dem „Meer der Wiener“ und dem Pazifischen Ozean entdecken lassen? Für alle die gerne aufs Wasser schauen eine Bereicherung!
Anna Weichselbraun
Bachmann, Ingeborg. Malina: Roman. 27 Aufl, Suhrkamp, 2019.
Ich habe Bachmanns Roman in einem südsteirischen Bücherstall auf Empfehlung eines Freundes gesucht und tatsächlich gefunden (wahrlich die Nadel im Heuhaufen!).
Wenn das kein Grund ist aufzuhören Bernhard zu lesen und anzufangen Bachmann zu lesen…
Viktoria Weber (Redaktionsassistenz, Blog)
Ernaux, Annie. Die Jahre. 4. Aufl, Suhrkamp, 2020.
Die richtige Lektüre zum Verschlingen in den Sommermonaten. Wer anfängt, kann nicht mehr aufhören.
Aktivistin und Chronistin zugleich, gibt Olga Shparaga tiefe Einblicke in die Ereignisse in Belarus im Sommer 2020, geht insbesondere auf die Rolle von Frauen in der „Revolution-in-progress“ ein und analysiert das autoritäre Regime.
Ereignisse, Ausschreitungen und Proteste, die nur ein Jahr später nicht in Vergessenheit geraten dürfen.