Foto von Işıl Karataş
Ein Beitrag von Işıl Karataş und Alexa Färber
Was ist das Anliegen der Arbeitsgruppe?
Im studio audio-visual research, das seit Wintersemester 2018 besteht, führen wir zunächst einmal die am Institut vorhandenen Interesse an empirisch-kulturwissenschaftlicher Medienkulturforschung und visuellen, sowie akustischen Forschungsmethoden gemeinsam und weiter. Dafür setzen wir uns mit aktuellen Ansätzen in diesem Bereich auseinander, wie der multimodalen Forschung, und erweitern unser Netzwerk ständig in Richtung aller möglicher Disziplinen und Arbeitskontext. Besonders wichtig ist uns die kritische Auseinandersetzung mit der Dominanz des Visuellen – dem Okularzentrismus – um die Aufmerksamkeit auf die damit verbundene Hierarchie der Sinne zu lenken. Ziel ist es, erfahrungsbasiertes Wissen über Visuelles und Akustisches multisensorisch und multi-modal zu erarbeiten, um die Spezifik und das Zusammenwirken zu verstehen und die gesellschaftliche Relevanz audio-/visueller Praktiken angemessen und kritisch untersuchen und gestalten zu können.
Was ist letztes Jahr diskutiert worden?
Wenn wir bis ins Sommersemester 2020 zurück gehen dürfen, dann ist da zu allererst mal unser Institutskolloquium zum Thema „Problematisierungen des Selbst: Der eigene Alltag in audio-visuellen Medien“ zu nennen. Die Planung dafür hatte schon im Herbst 2019 begonnen und wir haben die Veranstaltung unter dem Eindruck der Pandemie dann nach dem ersten Treffen blitzschnell auf ein digitales Format umgestellt. Die Inhalte sind mit der Praxis der digitalen Veranstaltung quasi gesteigert worden, weil wir für jede einzelne Sitzung ein individuelles Format entwickelt haben (gänzlich offenes Format, seminaristische Sichtung von Präsentation oder Film und öffentliche Diskussion, individuelle Sichtung und seminaristische Diskussion etc.). Mit dem Online-Format waren die Routinen und die damit verbundene Sicherheit einer Selbstrepräsentation im akademischen Kontext aus den Fugen geraten, was ein Licht auf die Fragilität dieser Form des öffentlichen Selbst geworfen hat. Die Aufzeichnungen und studentischen Reflexionen der Beiträge haben wir in unserem Blog zur Verfügung gestellt.
In unseren für alle Interessierten offenen Sitzungen haben wir im vergangenen Jahr außerdem gemeinsam viel Work in Progress gesichtet und diskutiert, wohin die einzelnen Arbeiten gehen könnten. Dieser vertrauensvolle Austausch hatte einen starken Werkstatt- bzw. Studio-Charakter. Besonders schön war hier zu sehen, wie vielfältig die Hintergründe der Teilnehmer:innen sind: Sie reichen vom Filmstudium an der Akademie der Künste oder den Kulturwissenschaften an der HU Berlin, über die Lehre in Cultural Media Studies am Goldsmiths College in London, bis hin zum Forschungsbereich am Filmmuseum Wien; und dies über die beteiligten Kolleg:innen von der Kultur-& Sozialanthropologie, Romanistik und unserem Institut hinaus.
Was sind die Ziele im nächsten Jahr?
Im WiSe 2021/22 und SoSe 22 stehen zwei Formate im Zentrum: Wir führen unsere regelmäßigen Treffen online fort und widmen uns darin wieder laufenden Forschungsprojekten. Dafür haben wir Kolleg:innen aus Zürich, Paris und Berlin online eingeladen. Diesmal steht wieder das Bewegtbild im Zentrum, sowohl als Forschungsgegenstand (Musikvideos, Experimentalfilm und kulturanthropologische Filmpraxis), als auch als eigenes Forschungsmedium (Dokumentarfilm als feministische Mobilitätsforschung).
Darüber hinaus wird das Seminar „Living Together in photography, film and text: Promises of the Future and Imaginations of the Past“ mit Kolleg:innen von der Hebrew Unviersity Jerusalem hier in Wien stattfinden (gefördert von beiden Universitäten im Kontext der strategischen Partnerschaften). Dani Schrire (HUJ) und Alexa Färber haben dieses Seminar entworfen und auf beiden Seiten drei Kolleg:innen zur Teilnahme eingeladen. Der Workshop wird Ende März 2022 stattfinden und versammelt Forschungsprojekte, die sich u.a. den Vorstellungen des Zusammenlebens in ägyptischen TV-Sendungen, historischen Bildpostkarten, Spielfilmen über mediterrane Metropolen und audio-visuellen Alltagspraktiken widmen.
Ganz allgemein werden wir uns in Zukunft weiter an der Initiative zu multimodaler Forschung beteiligen, die von Tomás Criado und Ignacio Farías am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt Universität zu Berlin angestoßen wurde, einige Publikationen werden erscheinen und in der Lehre werden wir wieder Angebote machen. Neuigkeiten veröffentlichen wir regelmäßig auf unserem Blog und auf twitter (@faerber_alexa), und verschicken zu jedem Semesterbeginn einen Newsletter. Wir freuen uns über interessiertes Mitdenken!
Anmeldung zur Mailingliste über isil.karatas@univie.ac.at