Ein Beitrag von Manuel Liebig und Brigitta Schmidt-Lauber
Heute, am 6.12.2021 erscheint das Buch „Begriffe der Gegenwart. Ein kulturwissenschaftliches Glossar“, herausgegeben von Brigitta Schmidt-Lauber und Manuel Liebig, im Böhlau-Verlag. Auch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) nimmt das Buch in ihr Programm auf und publiziert es als Sonderausgabe. Der als Handbuch konzipierte Band erörtert 32 Begriffe des alltäglichen Sprachgebrauchs in ihrem gesellschafts- und wissenschaftshistorischen Bedeutungswandel und macht darüber Implikationen des Wortgebrauchs bewusst. Das Glossar „Begriffe der Gegenwart“ richtet sich an ein breites Publikum mit dem Ziel, über geläufige Begriffe des gesellschaftlichen Diskurses, die auch im wissenschaftlichen Vokabular relevant sind, zu informieren und darüber für die Bedeutungen und Wirkungen der Wortwahl zu sensibilisieren.
Aus dem Ankündigungstext:
Begriffe wie „Willkommenskultur“, „Asyl“ oder „Islam“ sind Bestandteil unseres täglichen Sprachgebrauchs und transportieren bestimmte Bedeutungen und Konnotationen. Was meinen darüber hinaus Ausdrücke wie „Rassismus“, „Migrationshintergrund“ oder „Identität“? Wie hat sich die Bedeutung der Termini „Kultur“ oder „Moderne“ im Lauf der Zeit verändert? Warum kann es problematisch sein, über „Volk“ und „Heimat“ zu sprechen?
Vier Fragen an die Herausgeber*innen:
Warum ein solches Buch?
Wir begegnen den Begriffen, die im Buch thematisiert werden, vielfach im Alltag: zum Beispiel auf den Titelseiten der Zeitungen, auf Wahlplakaten, in Talkshows, an Stammtischen oder auf Demonstrationen. Doch welche Implikationen und Bedeutungen Bezeichnungen haben, inwieweit damit auch gesellschaftliche Realität geschaffen wird, hinterfragen wir selten. Wir möchten mit diesem Buch zur Reflexion des gesellschaftlichen Diskurses beitragen und aus dem Wissensfundus von Forschenden schöpfen, um auf möglichst verständliche Weise den Bedeutungswandel, die Prozesshaftigkeit und die Kontextgebundenheit zentraler Begriffe zu vermitteln und darüber eine bewusste Wortwahl anzuregen.
Welche neuen Perspektiven eröffnet das Buch?
Alle Beiträge bieten eine Kurzdefinition des jeweiligen Lemmas und beschreiben, wie der jeweilige Begriff in der aktuellen gesellschaftlichen Situation verwendet wird. Häufig handelt es sich um Beispiele aus gesellschaftspolitischen Feldern, die uns ganz selbstverständlich erscheinen und wir selten hinterfragen wie Migrationshintergrund oder Kultur. Die Verwendung des fraglichen Begriffs wird darüber hinaus auch historisch reflektiert, wobei sowohl die Veränderungen und Einsatzformen im Laufe der Gesellschaftsgeschichte als auch wissenschaftsgeschichtlich dargelegt werden. Schließlich schlagen die Autor*innen eine nach aktuellem Forschungsstand begründete Verwendungsweise vor. Also, in welchen Kontexten wurde der Begriff verwendet, wie wurde er mit Bedeutung aufgeladen und wer hat ihn für was genutzt? Aber auch: wie hat ihn die Wissenschaft verwendet – als analytische Kategorie, als empirische Beschreibung – und wann ist er überhaupt aufgekommen?
Welche Funktion soll das Buch in Wissenschaft und Gesellschaft erfüllen?
Eine „Begriffssammlung“ in dieser Art ist neu. Das Handbuch bietet sich sowohl für den Einsatz in der Hochschullehre oder in der schulischen Bildung an, als auch als Nachschlagewerk im journalistischen Bereich oder der politischen Bildung. Das Buch soll anregen, über die Bedeutung unserer Wortwahl nachzudenken und den Gebrauch von Begriffen im jeweiligen Kontext zu reflektieren. Ziel ist also die Schärfung des Begriffsverständnisses. Auf diese Weise versuchen wir als Wissenschafter*innen einen konstruktiv-aufklärenden Beitrag innerhalb gesellschaftlicher Diskurse und Dynamiken zu leisten.
Das Buch in einem Satz:
Das kulturwissenschaftliche Glossar sensibilisiert Lesende für den Gebrauch und die Bedeutung von Begriffen unseres täglichen Sprachgebrauchs, legt deren historischen sowie gesellschaftspolitischen Bedeutungswandel dar und stellt Wissen zu einer informierten Verwendungsweise von Begriffen zur Verfügung.