Interview mit MA Absolventin Polina Toloraya über Mehrsprachigkeit
Worum geht’s in deiner MA-Arbeit? Wie bist du darauf gekommen?
In meiner Masterarbeit „You are what you speak? Jonglieren mit Sprachen“ geht es um ein Phänomen, das vielleicht nicht immer als etwas den alltäglichen Lebenswelten innenwohnendes konzipiert wird. Mehrsprachigkeit ist eine Eigenschaft, die die Gestaltung unterschiedlichster Erfahrungsbereiche von unzähligen Menschen auf eine vielfältige Weise beeinflusst. Ich bin dabei keine Ausnahme, ganz im Gegenteil. Als Mehrsprachige beobachtete ich immer wieder am eigenen Leib, wie unterschiedliche Sprachen einerseits ineinander verflochten sind, anderseits einzelne Sprachen dem Alltäglichen eine eigene Nuance verleihen. Diese Erfahrung motivierte mich, das Spracherleben und die Sprachpraktiken anderer Mehrsprachiger aus ihrer subjektiven Perspektive zu untersuchen.
Was war eine überraschende Erkenntnis? Was hast du dabei gelernt?
Es war besonders kurios, zu sehen, wie viele Schnittstellen sich in den einzelnen Schilderungen aufdecken ließen und gleichzeitig wie harmonisch Widersprüche innerhalb der Erzählungen ihren Platz fanden. Eigentümlichkeiten und Übereinstimmungen produzierten ein balanciertes Bildnis, oder zumindest einen Ausschnitt, des mehrsprachigen Erlebens. Auch die scheinbar nebensächlichsten Randbemerkungen können Brücken in das Wesentliche schlagen, vor allem wenn es um Sprache geht produziert Gesagtes multiple Wege, in welche Richtung das Gespräch fließen kann.
Wie verstehst du den Mehrwert der europäisch ethnologischen Sichtweise?
Man lernt das vermeintlich Selbstverständliche und Banale aus einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen und zu hinterfragen. Kleinigkeiten erweisen sich als fundamentale Bestandteile des alltäglichen Equilibriums, ihre Gewichtung wird erst für den oder diejenige sichtbar, der/die sich darauf einlässt.
Was machst du jetzt? Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Im Moment befinde ich mich in einer Liminalitätsphase, wobei der nächste Abschnitt noch nicht eindeutig ist. Ich ziehe es in Betracht, mit dem Doktoratsstudium weiter zu machen. Es wäre schön, das EE-Institut weiterhin in meinem Leben zu behalten.