Bei der dgv-Studierendentagung 2021 unter dem Motto „SEX.SEX.SEX. Kulturwissenschaftliche Höhepunkte und Abgründe“ präsentierten Studierende des Wiener Instituts für Europäische Ethnologie ihre Forschungsthemen. Maria Prchal fasst für uns ihre Erkenntnisse zusammen.
Triggerwarnung: Im Beitrag wird sexualisierte Gewalt besprochen.
Worum ging es in deinem Vortrag?
Ich habe bei der dgv-Studierendentagung meine Bachelorarbeit vorgestellt, die ich 2019 bei Klara Löffler geschrieben habe. Damals habe ich die Berichterstattung über sexuelle und sexualisierte Gewalt in Indien in den österreichischen Tageszeitungen „Die Presse“ und „Der Standard“ ausgehend vom sogenannten „Kathua Rape Case“ in der Region Kaschmir untersucht.
Was hat dich am Thema besonders interessiert oder überrascht?
Bei einer Textanalyse hat sich gezeigt, wie (post-)kolonial, patriachal und exotisierend die Berichterstattung in diesen selbsternannten Qualitätsmedien bleibt.
Auf der Tagung habe ich mit den Zuhörer*innen diskutiert, wie wir auch als Kulturwissenschaftler*innen solche Repräsentationsproblematiken angehen können. Dieses Dilemma ist mir vor allem in meinem Studium „Sprachen und Kulturen Südasiens und Tibets“ immer wieder begegnet.
Dazu gehört etwa ein achtsamer Umgang mit Sprache, um exotisierende oder sensationalisierende Darstellungen zu vermeiden. Außerdem lohnt es sich zu hinterfragen wer in Medienberichten als „Expert*in“ zitiert wird. Konkret beim Beispiel des „Kathua Rape Case“ wäre es sinnvoll gewesen die Hintergründe intersektional zu durchleuchten, Verknüpfungen bewusst zu setzen um das Thema für Leser*innen zugänglich zu machen. Und schließlich Verantwortung für die Berichterstattung zu übernehmen, damit koloniale Darstellungen nicht immer weiter reproduziert werden.