Interview mit BA Absolventin Birgit Palasser: Food Awarness – bewusst Lebensmittelverschwendung reduzieren mit Hilfe der App too good to go: Lebensmittelrettung mit ökonomischem Vorteil?
Worum geht’s in deiner BA-Arbeit? Wie bist du darauf gekommen?
Ich habe nach vielen Jahren der Berufstätigkeit in der Finanzdienstleistung vor 3 Jahren begonnen, Europäische Ethnologie im Bachelor zu studieren. Ich war von Beginn an begeistert, wie vielseitig dieses Fach in seinen Forschungsthemen aber auch in den Forschungsmethoden ist.
In meiner Bachelorarbeit beschäftigte ich mich mit einem Thema, das uns alle betrifft: der ständig wachsenden Lebensmittelverschwendung. Die Faktenlage ist erschreckend: circa 40% des gesamten Abfalls an Lebensmitteln in Industrieländern lässt sich auf private Haushalte zurückführen. Die Gründe dafür liegen vor allem in der mangelnden Haushaltsplanung, in den verführerischen Produktangeboten, in unzureichenden Kenntnissen im Umgang mit abgelaufener Ware und in der mangelnden Verwertungskompetenz von Lebensmitteln.
Die Suche danach, diese Verschwendung im Alltag zu reduzieren, führte mich auf die Spur der App too good to go. Eine App, die Lebensmittelretter:innen vereinen möchte, beide Seiten: Konsument:innen und Anbieter:innen aus Handel und Gastronomie.
Was hast du dabei gelernt? Was war eine überraschende Erkenntnis?
Meine Forschungsmethode bestand aus Medienrecherche, Interpretation von Filmmaterial, Literatur und leitfadengestützten Interviews mit Nutzer:innen der App sowie der Anbieterseite aus der Gastronomie. Den diversen Maßnahmen der Coronapandemie geschuldet, fanden die Interviews telefonisch statt. Für mich eine neue Methode, da Signale aus Körpersprache und dem umliegenden Raum meinerseits nicht wahrgenommen werden konnten.
Neben den offensichtlichen Beweggründen, wie Lebensmittel vor dem Abfall zu retten und sich dabei Geld zu sparen bzw. die Mindestkosten gedeckt zu haben, rückte folgender für mich auf mehreren Ebenen bemerkenswerter Beweggrund in den Vordergrund:
das Schamgefühl.
Sozialpsychologisch: Da das Eingeständnis von eigener Lebensmittelverschwendung mit Scham besetzt ist, induziert die Verwendung der App zur Lebensmittelrettung ein gutes Gewissen.
Indirekt ökonomisch: Da das Eingeständnis der wirtschaftlichen Bedürftigkeit mit Scham besetzt ist, bietet die App den Vorteil der Anonymität.
Des Weiteren prägt Scham unser alltägliches Verhalten, greift ein in Konsum und Kultur.
Was machst du jetzt?
Zweierlei: Ich setze mit dem Masterstudium Europäische Ethnologie am Institut fort und bin nun im 2. Semester.
Darüber hinaus habe ich mich gerade als Ghostwriter selbstständig gemacht. Ghostwriting im Genre der Sachbücher, Ratgeber, Biografien und ich schreibe auch Texte für Homepages, Newsletter und Blogartikel, aber KEINE wissenschaftlichen Arbeiten.
Gerade die umfangreiche Literatur- und Medienrecherche und auch die Forschungsmethode des leitfadengestützten Interviews sind für mich Werkzeuge, die ich nun für meine Arbeit gut einsetzen kann.