‚…where anything can have sexual connotations!‘ – Sprachideologische Überlegungen zu Urban Dictionary

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Beitrag von Camilla Geisselbrecht

Das Urban Dictionary (UD) definiert ‚urbandictionary.com‘ als “Proof that ANYTHING can have sexual connotations! (UD 2009)”. An zweiter Stelle heißt es “One of the poorest compilations of knowledge available on the internet, thanks to a very relaxed quality control (UD 2006)”; auf Platz drei findet sich die folgende Definition: „An internet site originally conceived as an open reference for urban vernacular. Instead, trolls use it as a forum for posting dumb opinions or making witty ‘definitions’ for people they don’t like (UD 2003a).” Ich nenne diese drei Selbstdefinitionen, da sie gewissermaßen drei Aspekte repräsentieren, die ich im Folgenden genauer beleuchten will, nämlich UD als Neudefinierung von Definition, UD als demokratische Lexikografie und UD als ‚Troll-Paradies‘. Dabei gehe ich der Frage nach, welche Rolle Sprachideologien in den Diskursen über UD spielen. Zuerst möchte ich jedoch einen Überblick über die Entstehung und Funktionsweise des UD geben.

Das UD wurde im Jahr 1999 von Aaron Peckham ins Leben gerufen und war ursprünglich als Parodie von und Alternative zu herkömmlichen Wörterbüchern gedacht. Das Hinzufügen einer Definition auf UD steht allen offen[1]; dabei kann ein und dasselbe Wort beliebig oft definiert werden. Der Kontrollprozess funktionierte bis vor kurzem über freiwillige Moderatoren, die Definitionen nach eigenem Empfinden, beziehungsweise nach den UD-Guidelines, freigeben oder sperren konnten (vgl. Ging et al. 2020: 839). Ein Eintrag auf UD besteht aus einem Begriff oder einer Phrase, der entsprechenden Definition und einem oder mehreren Beispielsätzen; zudem ist der Name des*der Autors*Autorin (meist als Pseudonym) und das Datum des Eintrags angegeben. Unter jedem Wort befindet sich zudem eine Möglichkeit zum Up- oder Down-Voting des Wortes sowie ein Meldebutton. Das Voting-System bestimmte in den Anfängen von UD die tatsächliche Reihung der Einträge, später dürfte der Algorithmus geändert worden sein und orientiert sich aktuell möglicherweise an der Durchklickrate (vgl. Ging et al. 2020: 839).

In einem der wenigen Forschungsartikel über UD namens ‚Emo, love and god: making sense of Urban Dictionary, a crowd-sourced online dictionary‘ halten die Autor*innen fest, dass UD mittlerweile als einflussreiche Quelle zu betrachten ist – so wurde UD bereits bei mehreren Gerichtsverfahren als Definitionsquelle herangezogen und findet Einzug in computerlinguistische Programme zu informeller Sprache, Nicht-Standardsprache und Slang (vgl. Nguyen et al. 2018: 2). Auch Cotter und Damaso schätzen UD als eine für Nutzer*innen als glaubhaft oder sogar autoritativ betrachtete Quelle ein (vgl. Cotter & Damaso 2007: 21).

In den folgenden Kapiteln möchte ich drei Aspekte des UD im Hinblick auf Sprachideologien genauer beleuchten; dabei beziehe ich mich auf Forschungsliteratur und Zeitungsartikel über UD sowie Aussagen von UD-Gründer und CEO Aaron Peckham selbst.

Urban Dictionary als Neudefinierung von Definition

Wenn UD als „Proof that ANYTHING can have sexual connotations! (UD 2009)” dient, stellen sich Fragen nach Definitionshoheit und welche Rolle Wörterbücher dabei spielen. Die US-amerikanische Sprachanthropologin Rachel E. Smith beschreibt eine ‚Neudefinierung von Definition’ (vgl. Smith 2011: 43), die auf UD stattfindet und illustriert dies anhand eines konkreten Beispiels: Im Jahr 2009 erließ ein Schuldirektor in Boston ein Verbot für den Gebrauch des Wortes ‚meep‘, einem Begriff, der keine bestimmte Bedeutung hat und dementsprechend in jede Wortart verwandelt und in jedem Kontext genutzt werden kann. Dieses Verbot stieß seitens der Schüler*innen auf Widerstand, der beispielsweise in Form von ‚Free Meep‘-T-Shirts oder über Facebook organisierte ‚Meepings‘ ausgedrückt wurde (vgl. Smith 2011: 43). In der Berichterstattung über den ‚meep‘-Vorfall wurde als Definitionsquelle das UD herangezogen, in dem ‚meep‘ unter anderem als „The most versatile word in the English language, or in fact any language! (UD 2003b)“ definiert wird. Für Smith symbolisiert ‚meep‘ einen größeren Prozess, der sich in Bezug auf Jugendsprache und Internet abspielt:

„The case of meep highlights the intersection of youth language and the internet with semantics, illustrating the evolving processes that lie behind verbal signification and its presupposed boundary between language and non-language, between ‘sense’ and ‘nonsense’ (Smith 2011: 44).”

Smith zufolge stellen Wörterbücher eine sprachideologische Instanz dar, die Standardsprache als solche fixieren und Abweichung dessen als ‚Unsinn‘ abschreiben (vgl. Smith 2011: 44). Das UD unterwandere die naturalisierte Beziehung zwischen Sprache und Rationalität (vgl. Smith 2011: 45), indem sich seine Einträge an alltäglichem Gebrauch anstatt einer autoritär auferlegten Definition orientieren (vgl. Smith 2011: 44). Diese Sicht auf Definition äußert sich nicht zuletzt darin, dass Wörtern oder Phrasen auf UD unendlich viele verschiedene Bedeutungen zugeschrieben werden können und somit ein breites Spektrum an „nuances of meaning (Seiler 2020: 271)” abgebildet wird, wodurch jedes Wort eben auch eine sexuelle Konnotation erhalten kann, sofern eine Person einen Eintrag dazu verfassen möchte. Das UD untergräbt somit „[t]he baptismal ideology of meaning, which holds that there is a single correct meaning of a word that can be found by tracing its history to an authoritative original source […] (Hill 2008: 38)”. Am Beispiel ‘meep’ zeigt sich zudem ein Protest gegen die referentialistische Ideologie, dass Wörter ‚korrekt‘ benutzt werden müssen (vgl. Hill 2008: 39), was auch auf UD durch den hohen Anteil an meinungsorientierten Definitionen (vgl. Nguyen et al. 2018: 12) sichtbar wird. Für Smith repräsentieren ‚meep‘ und seine Definition auf UD daher eine generelle Neuorientierung von Sprache:

„[…] [M]eep defies European rationalist language ideology through its myriad definitions, defying semantic meaning as the true purpose of language (Smith 2011: 47).”

Ging et al. hingegen stellen Smiths Standpunkt, dass UD den Gebrauch von Sprache abbildet, infrage und beziehen sich dabei auf ein Zitat des Slang-Experten Jonathon Green: „There aren’t 2000 new slang words a day – they don’t exist. It undermines the whole point of a dictionary (Davis, 2011).“ Auch Nguyen et al. werfen die Frage auf, ob kollaborative Wörterbücher wie UD tatsächliche Sprachinnnovation widerspiegeln, anstatt vor allem die Meinung spezifischer Personengruppen oder Neologismen, die keine sprachliche Anwendung finden, abzubilden (vgl. Nguyen et al. 2018: 2). Laut Ging et al. sei UD vielmehr anfällig für ideologische Manipulation und dürfe die Funktionsweise des Crowdsourcing nicht automatisch als Auflehnung gegen sprachliche Autoritäten verstehen (vgl. Ging et al. 2020: 842). Auf diesen Punkt gehe ich in 1.3 noch einmal genauer ein, zunächst möchte ich aber diskutieren, wie UD als Plattform der demokratischen Lexikografie verstanden und inszeniert wird.

Urban Dictionary als demokratische Lexikografie

Die Meinung, dass UD “[o]ne of the poorest compilations of knowledge available on the internet, thanks to a very relaxed quality control (UD 2006)” ist, wird nicht nur auf UD selbst vertreten. So heißt es in dem Guardian-Artikel ‚In praise of urban dictionaries‘:

„Now, you are unlikely ever to confuse the OED with Urban Dictionary – one is the definitive record of the English language, the other is a rambling free-for-all largely compiled by teenagers making stuff up – but the comparison remains (Davis 2011).”

Der mit den Begriffen ‘rambling’ und ‘teenagers making up stuff’ transportierten Abwertung des UD stehen mehrere Einschätzungen aus der Forschungsliteratur gegenüber, die UD als Demokratisierung der Lexikografie charakterisieren. So schreiben Cotter und Damaso, dass UD von Anfang an das Mitspracherecht aller Nutzer*innen auf jeder Ebene des lexigrafischen Prozesses begrüßte (vgl. Cotter & Damaso 2007: 20) und somit eine seltene Symbiose zwischen Sprecher*innen und Lexikograf*innen darstellt. Ähnlich dazu konstatiert Smith dem UD eine befreiende Funktion:

„The true value of Urban Dictionary thus arises in the ways in which it has begun to free language from the all-too-binding prescriptivist language ideologies and lexicography that embrace some linguistic forms as meaningful while denouncing others as nonsense (Smith 2011: 47).”

Die Aktualität des Konflikts zwischen ‚descriptivists‘, die Sprecher*innen sprachliche Autorität zuweisen und ‚prescriptivists‘, die auf einer, durch sprachliche Autoritäten kontrollierten, Bedeutung von Sprache beharren, äußert sich laut Smith darin, dass es Wörterbüchern zunehmend Mühe bereitet, zwischen ‚akzeptablen‘ Wörtern und denen, die es ‚gar nicht gibt‘, zu unterscheiden (vgl. Smith 2011: 45). Zudem streichen Damaso und Cotter heraus, dass UD im Unterschied zu früheren Slang-Wörterbüchern die Differenzierung zwischen ‚Standard‘ und ‚Slang‘ überflüssig macht, indem es keine Grenzen beim Hinzufügen neuer Begriffe setzt (vgl. Damaso & Cotter 2007: 22), und unterstützen somit die Charakterisierung von UD als Unterwanderung herkömmlicher Lexikografie.  Weiters argumentieren die Autor*innen, dass sich UD insofern gar nicht so sehr von konventionellen Wörterbüchern unterscheidet, da auch diese immer menschengemacht und somit von persönlichen Vorurteilen durchzogen sind; im Falle von UD würden diese Vorurteile eben in alle Ebenen der Lexikografie, von der Auswahl der Begriffe und deren Definitionen, über Rechtschreibung und die Erstellung von Beispielsätzen, bis hin zur Aktualisierung, miteinfließen (vgl. Damaso & Cotter 2007: 25).

Die Ideologie einer Standardsprache kommt innerhalb der Diskussion darüber, was ein Wörterbuch leisten soll, immer dann zum Vorschein, wenn Sprache und Moralität zusammengedacht werden (Hill 2008: 39), also wenn ‚nicht-korrektes Sprechen’ und dessen Manifestierung in Wörterbüchern als Gefahr für gesellschaftliche Stabilität gedeutet werden. Peckham selbst äußerte sich explizit entgegen dieser Sichtweise. Ein Artikel des Poynter Instituts zitiert ihn wie folgt: „Just because people misspell things, (whether intentionally or unintentionally), or people don’t use correct grammar, it doesn’t mean their expression isn’t valid (Tenore 2012).” Im selben Artikel meinte er, dass der wesentliche Unterschied zwischen UD und konventionellen Wörterbüchern oder Wikipedia darin liegt, dass UD gar nicht erst versucht, sich als Autorität darzustellen und gleichzeitig nicht leugnet, dass seine Einträge vor allem Meinungen abbilden (vgl. Tenore 2012). Peckham äußerte sich zudem mehrmals dazu, dass für ihn und folglich für das UD die Sprecher*innen die höchste Autorität von Sprache darstellen. Ein Artikel in den New York Times zitiert ihn wie folgt:

„[Other] dictionaries may be more heavily researched, but the real authority on language and the meaning comes from people who speak the language. The whole point of Urban Dictionary is we are defining our own language as we speak it (Kaufman 2013).”

In einem Statement für die ACLU, einer bekannten US-amerikanischen NGO, die sich für Bürgerrechte einsetzt, zum Thema freie Meinungsäußerung im Internet schrieb er zudem, dass UD als Plattform des Verstehens und Verstehen-Werdens fungiere, außerdem sei UD „a dictionary that reflects the real world because it gives people the freedom to define the world, in their terms (Peckham, o.J.)“.

Abgesehen von dem Verdacht, hinter Peckhams nachdrücklicher Charakterisierung des UD als sozial wertvolles Projekt könnten vor allem unternehmerische Motivationen stecken, stellt sich auch die Frage, wer gemeint ist, wenn Peckham von ‚wir‘ spricht. So wurden in den letzten Jahren Stimmen laut, die den Status des UD als demokratisches Wörterbuch anzweifelten. Im 2017 veröffentlichten Artikel ‚Why Urban Dictionary is horrifically racist’ in The New Republic schrieb der Autor plakativ über UD: „It is a pure product of the internet hordes, and the internet hordes are racist and sexist (Chang 2017).” Die Diskussion dieser dargestellten ‚Horde‘ und ihr Einfluss auf UD soll im folgenden Kapitel erläutert werden.

Urban Dictionary als ‚Troll-Paradies‘

Dass sogenannte ‚Internet-Trolle‘ UD als „forum for posting dumb opinions or making witty ‘definitions’ for people they don’t like (UD 2003a)” nutzen, ist kein neues Phänomen, jedoch dürfte es sich in den letzten Jahren intensiviert haben oder zumindest in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt sein. Während das UD über lange Zeit einer kritischen Betrachtung entging, häufen sich ab 2017 Zeitungs- und Forschungsartikel, in denen die offen sexistischen, rassistischen und antisemitischen Inhalte auf UD problematisiert werden (vgl. Allington 2020, Chang 2017, Ging et al. 2020, Lawson 2017, Smith 2019, Webb 2018).

Im Artikel ‚Neologising misogyny: Urban Dictionary’s folksonomies of sexual abuse’ illustrierten Ging et al. das Ausmaß an gewaltverherrlichenden und misogynen Inhalten auf UD vor allem in Bezug auf Begriffe rund um Gender und Feminismus (vgl. Ging et al. 2020: 841). So identifizierten die Autor*innen zum Zeitpunkt des Verfassens des Artikels (vermutlich 2019/20) die Top 20 Definitionen des Begriffs ‚feminism‘ als deutlich antifeministisch, geprägt von Misogynie und Homophobie und ordneten sie in rhetorischer Hinsicht den Vertreter*innen des ‚Men’s Rights Movement‘ zu (vgl. Ging et al. 2020: 843). Zudem war ein großer Anteil von auf Gender oder Feminismus bezogenen Begriffe an ein männliches Publikum adressiert, beziehungsweise gab eine männliche Sicht wider (vgl. Ging et al. 2020: 849). Generell stellten Ging et al. eine starke Präsenz der typischen ‚Manosphere‘-Rhetorik, also antifeministische und misogyne Sprache, Hass gegen Gender-Studies und ‚Cultural Marxism‘ oder die „weaponization of hardcore pornography (Ging et al. 2020: 841)” auf UD fest (vgl. Ging et al. 2020: 841).

In einem weiteren, recht aktuellen Forschungsartikel, der antisemitische Inhalte auf UD problematisiert, heißt es: „The right to free expression does not imply the right to dissemination through a global top-1000 website. Nor does it place a privately owned company under obligation to retail ‘Holocaust n* [zensiert von CG]’ mugs (Allington 2020: 9).” Diese Aussage kann als Kritik an Peckhams Rhetorik von UD als soziales Projekt, das Sprache demokratisieren möchte, verstanden werden und weist zudem auf Peckhams Verantwortung, problematische Inhalte auf einer Website, die sich in seinem Privatbesitz befindet und mit der er vermutlich erheblichen Profit macht, angemessen zu moderieren.

Der Diskurs um sexistische, rassistische und antisemitische Sprache auf UD ist geprägt von der Sprachideologie der Performativität, der zufolge Sprache performative Macht, also die Fähigkeit, zu verletzen oder zu trösten, zugeschrieben wird. Bei diesem Verständnis von Sprache geht es also um deren potentiell übergriffige Wirkung und nicht darum, was ‚richtig‘ oder ‚falsch‘ sei (vgl. Hill 2008: 40).

Dieses Sprachverständnis scheint auch zu Peckham durchgesickert zu sein. Während er 2011 in einem Guardian-Artikel noch selbstbewusst konstatierte „Denying a word exists by removing it from the dictionary is not helping anybody (Davis 2011)” oder davon sprach, dass die Subjektivität der UD-Definitionen „a lot more valuable (Davis 2011)” als objektive Definitionen in herkömmlichen Wörterbüchern seien, scheint er aktuell eine andere Ansicht zu vertreten oder musste zumindest dem Druck von außen nachgeben. Am 7. Juli 2020 postete er einen Eintrag namens ‚Rethinking the Dictionary‘ auf dem UD-Blog. Es liegt nahe, dass dieses Statement mit den vermehrt ins Bild der allgemeinen Öffentlichkeit gerückten Black-Lives-Matter-Protesten im Sommer 2020 in Verbindung zu bringen ist. Peckham schrieb, dass er stolz auf UD als ein ‚living cultural document‘ und seine mittlerweile 12 Millionen Einträge sei, jedoch habe sich der Online-Diskurs geändert und somit auch die Definitionen auf UD. Da vermehrt Hate-Speech auf UD auftrete, verkündete Peckham in dem Beitrag, dass UD sein Konzept überarbeiten werde und hält dazu fest: „The site has always been a place for people to define the messier edges of language, but we can’t allow it to foster hate (Peckham 2020a).“ Am 20. September desselben Jahres veröffentlichte Peckham den Beitrag ‚Following-Up‘ indem er das Feedback der UD-Community zusammenfasste und anschließend schrieb:

„We agree with you. We know that the real world can be offensive and is full of offensive words. Urban Dictionary is an important tool to understand what those words mean. Knowing an offensive word’s meaning can combat inequality and abuse. But there is a difference between using Urban Dictionary to document the meaning of an offensive word and using it to celebrate or endorse an offensive meaning (Peckham 2020b).“

Am 16. März 2021 machte Peckham schließlich den Beitrag ‚Update on Content Moderation‘ öffentlich, in dem verkündet wurde, dass UD nicht länger von Freiwilligen moderiert werden wird sowie das Moderationssystem neu entwickelt und neue Community-Guidelines formuliert wurden, deren grundsätzlicher Ansatz wie folgt lautet: „[…] [A] definition that describes an offensive or violent term is okay, but a definition that endorses or promotes an offensive or violent term is not okay (Peckham 2021).“

An dieser Entwicklung lässt sich sehr deutlich ablesen, dass die Ideologie der Performativität von Sprache sukzessive einen höheren Standpunkt in der Allgemeinbevölkerung einzunehmen scheint und vermehrt Druck auf Unternehmen wie UD ausgeübt wird, sich dieser Vorstellung von Sprache anzupassen. Spannend bleibt, in welcher Form Sprachideologien auch in Zukunft Einfluss auf Urban Dictionary und andere Wörterbücher, ob sie nun crowd-sourced sind oder nicht, nehmen werden. 

Die Autorin, Camilla Geißelbrecht, studiert im 3. Semester Europäische Ethnologie an der Universität Wien. Sie interessiert sich insbesondere für queer-feministische und popkulturelle Themen, Historische Anthropologie sowie Wissenschafts- und Technikforschung.

Dieser Text entstand im Rahmen der Lehrveranstaltung „Sprache und/als Kultur“ unter der Leitung von Dr. Anna Weichselbraun.

Literatur

Allington, Daniel (2020). Antisemitism in the Urban Dictionary and the Responsibilities of Online Publishers. In: Journal of Contemporary Antisemitism, 3(1), 1-10.

Chang Clio (2017). Why Urban Dictionary is horrifically racist. The New Republic, 5. Juli. Zuletzt abgerufen am 02.02.2022 von https://newrepublic.com/article/143704/urban-dictionary-horrifically-racist.

Davis Johnny (2011). In praise of urban dictionaries. The Guardian International Edition, 21. April. Zuletzt abgerufen am 02.02.2022 von https://www.theguardian.com/books/2011/apr/21/in-praise-urban-dictionaries

Ging, Debbie; Lynn, Theodore & Rosati, Pierangelo (2020). Neologising misogyny: Urban Dictionary’s folksonomies of sexual abuse. New Media & Society, 22(5), 838–856.

Hill, Jane H. (2008). Language in White Racism: An Overview. In: The Everyday Language of White Racism, Chichester, U.K. ; Malden, MA: Wiley-Blackwell.

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Lawson, Kimberly (2017). How Urban Dictionary Became a Cesspool for Racists and Misogynists. VICE.com, 31. Mai, zuletzt abgerufen am 02.02.2022 von https://www.vice.com/en/article/qv4dwp/how-urban-dictionary-became-a-cesspool-for-racists-and-misogynists.

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[1] Aufgrund eines erfolgreichen Selbstversuches, mit dem ich überprüfen wollte, ob dieses Versprechen auch wirklich gehalten wird, kann jetzt meine Definition von ‚language ideology‘ (zitiert nach Michael Silverstein) auf UD nachgeschlagen werden.