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Beitrag von Klara Löffler
Wenn wir den Mediengebrauch – wie in unserem Fall von Videotutorials – erkunden wollen, dann fragen wir nach konkreten Abläufen, Umgangsweisen und Gesten, nach den Interaktionen durch und rund um die jeweiligen Medien, nach der Zeitlichkeit des Gebrauchs, innerhalb der Taktungen der Alltage ebenso wie in biographischen und zeitgeschichtlichen Relationen und nicht zuletzt nach den Räumlichkeiten und Materialitäten des Mediengebrauchs.
Wie diese vielfältigen Dimensionen des Mediengebrauchs im häuslichen Umfeld zu erforschen sind, dazu gibt es spannende und anregende Vorschläge, etwa aus dem Umfeld der Forschungsdiskurse zur Domestizierung von Medien. Doch sind dies oft Forschungssettings, in denen die beteiligten Teams auf umfassende Projektstrukturen zurückgreifen können. Die Situation des Ethnographierens in Lehrveranstaltungen, aber auch im Zusammenhang der Studienarchitektur, beispielsweise von sogenannten Qualifikationsarbeiten, ist weit weniger komfortabel was die Arbeit in Gruppen, die zeitlichen Rahmungen und letztlich immer auch die finanziellen Möglichkeiten anlangt.
Vor diesem Hintergrund nahmen wir uns in der Lehrveranstaltung Konzepte zur Ethnographie unterschiedlicher Ebenen des Mediengebrauchs vor, diskutierten diese, um sie zu modifizieren und zu erweitern und in kleineren Arbeitsschritten zu erproben, ob und wie sich Fragen nach der Suche und Auswahl von Video-Tutorials, nach dem Blättern in einzelnen Kanälen und zwischen einzelnen Videos, nach dem Abonnieren, Liken, Kommentieren, nach den Anlässen und der Frequenz, in der Kanäle und Tutorials aufgerufen werden und vor allem auch danach, ob und wie hier eine spezifische Form von Wissen in konkretes Handeln, Reparieren, Herstellen, Gestalten überführt wird, über diese Arbeitsschritte beantworten lassen.
Im Zentrum der Lehrveranstaltung stand also nicht – wie etwa in Studienprojekten – die Ergebnisorientierung, sondern die Versuchsanordnung und deren Test. Es galt, Möglichkeits- und Spielräume auszuloten. Dies spiegelt sich auch in den unterschiedlichsten Formen von Testberichten, die die Einzelnen zu ihren jeweils sehr unterschiedlichen, jedoch wie in den Texten von Elisabeth Grammerstätter und Melanie Haberl deutlich wird, grundsätzlich kollaborativ ausgerichteten ethnographischen Arbeiten formulierten.
Die Autorin ist Professorin am Institut für Europäische Ethnologie der Uni Wien.
Dieser Text bildet den thematischen Rahmen zu den Texten aus der Lehrveranstaltung „Abgeschaut. Zum Gebrauch von Tutorials“ unter der Leitung von Dr. Klara Löffler. Beiträge aus diesem Seminar sind hier zu finden:
Do-it-Yourself – die schönsten Ideen zum ethnografischen Forschen
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